Rundgang über den Campus

Die Universität von Ioannina ist im Unterschied zu Jena eine Campus-Universität – mit Ausnahme einiger Fakultäten, die ins Stadtzentrum oder die Nachbarorte ausgelagert sind, spielt sich der Großteil des universitären Lebens auf dem Campus ab.

Dieser ist ungefähr genauso groß wie die Jenaer Innenstadt und über drei Buslinien direkt mit dem Stadtzentrum verbunden. Beim Einsteigen muss man allerdings aufpassen, dass man in die richtige Richtung fährt – bei meiner ersten Fahrt bin ich statt im Stadtzentrum erstmal am anderen Ende vom Campus gelandet und habe so von den drei weiteren Busstationen auf dem Gelände erfahren.

Herausfordernder als die Busverbindungen sind für mich persönlich aber die unzähligen freilaufenden Hunde, die auf dem Gelände leben. Die meiste Zeit liegen sie schlafend herum, es gibt allerdings auch einige, die sich das Anbellen bestimmter Autos zur Gewohnheit gemacht haben – und mich damit regelmäßig furchtbar erschrecken. Abgesehen von meiner Angst vor Hunden hat ihre Anwesenheit einen weiteren Nachteil: Es gibt hier keine Katzen…

Neben der Weitläufigkeit des Areals fallen die zahlreichen Graffiti ins Auge, die nicht nur die Gebäude von außen, sondern mit einer gewissen Gründlichkeit dazu passend auch von innen verzieren. Dadurch wirkt der gesamte Campus manchmal, besonders in den Abendstunden, wie ein verlassener Ort. 

  1. Wohnheim

Als letztes von sechs Wohnheimen steht das Gebäude ΣΤ, in dem die meisten Erasmus-Studierenden untergebracht sind, nur wenige Meter von der Schnellstraße entfernt (Anfangsbild). Ein Flur mit jeweils 16 Zimmern führt zu einer großen Küche mit Aufenthaltsbereich und Balkon, die leider jedoch oft genug nicht besonders aufgeräumt oder gar sauber ist. Außerdem verschwinden auch gerne mal Lebensmittelvorräte aus den privaten Schränken auf Nimmerwiedersehen, weshalb sich einige meiner Kommilitonen sogar kleine Kühlschränke für ihr Zimmer angeschafft haben. 

Die Zimmer verfügen über ein kleines Badezimmer, einen Wandschrank, Schreibtisch und Bett sowie Zugang zu einem großen Balkon, der die nebeneinanderliegenden Zimmer miteinander verbindet. Im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden mit meinem Zimmer und der Aussicht – die schneebedeckten Berggipfel sehen jeden Tag anders aus!

Wenngleich ein weniger hellhöriger Bau besser wäre – einige Leute aus dem Wohnheim veranstalten immer mal wieder „gemeinsame Abende/Nächte in der Küche“ (offiziell sind Partys natürlich verboten) und es ist nicht ungewöhnlich, dass es um 2 oder gar 5 Uhr morgens auf dem Flur zu lauten Gesprächen oder Gekreische kommt… 

2. Bibliothek

Auf halbem Weg zwischen Wohnheim und Mensa befindet sich die Universitätsbibliothek. Auf den ersten Blick erscheint der Präsenzbestand sehr groß und umfangreich, allerdings sind hier im Gegensatz zur Thulb(Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek) in Jena die Bücher sämtlicher Fakultäten untergebracht. Die Arbeitsbereiche sind bei meinen bisherigen Besuchen wenig besetzt gewesen, was allerdings auch gut mit der fehlenden Heizung zusammenhängen könnte… Ganz entzückend finde ich die im Eingangsbereich aufgestellten Schachbretter, wo sich sehr häufig Studierende in ihr gemeinsames Spiel vertiefen.

3. Mensa

Der vom Wohnheim aus näher gelegene Zugang zur Mensa ist etwas abenteuerlich. Durch einen Liefer- bzw. Parkbereich und über eine zum Teil etwas löchrige Feuerleiter gelangt man zum Eingang, wo häufig genug ein paar Hunde kreuz und quer herumliegen. 

Das Essen ist ganz in Ordnung, über kostenloses Frühstück, Mittag- und Abendessen kann man sich schließlich nicht viel beschweren. Bei Mittag- und Abendessen gibt es jeweils zwei verschiedene Gerichte (häufig beide mit Fleisch, vegetarische Alternativen muss man erfragen) sowie kleine Schüsselchen mit Salat, Suppe, Feta oder Dessert, die fertig portioniert auf eine drehende Ausgabe gestellt werden. Die Varianz ist zwar nicht besonders groß, aber einige Gerichte wie Moussaka oder Bohnen mit Tomaten schmecken sehr gut. Den Geschirrtransport finde ich jedes Mal aufs Neue faszinierend: Über ein Förderband und eine aufwärts führende Spirale wird das benutzte Geschirr zurück in die Küche transportiert.

4. Historische und Archäologische Fakultät

Das älteste Gebäude der Universität, in dem die historische, archäologische und philologische Abteilung untergebracht sind, liegt am südlichen Ende des Campus und ist wunderbar unübersichtlich. Durch den ebenerdigen Eingang von der Mensa aus gelangt man nicht ins Erdgeschoss, sondern in den zweiten Stock, die Treppen führen mal ins nächste Stockwerk, mal in eine Sackgasse – ganz zu schweigen davon, dass die Übersichtspläne schon seit längerer Zeit entfernt oder übersprüht wurden. Zu meinem Glück finden meine Veranstaltungen nur in zwei verschiedenen Räumen im ersten Stock statt, zu denen ich den Weg nach längerer Suche schließlich gefunden habe.

5. Weiteres

Das Center for the Study of the Hellenic Language and Culture befindet sich etwas außerhalb des eingezäunten Campusareals; vom Wohnheim aus sind es etwa zehn Minuten zu Fuß. Hier befindet sich die Verwaltung des Wohnheims, die Räume für die Griechischkurse und im dazugehörigen Büro eine sehr niedliche kleine Katze…

Im Hauptgebäude der Universität, welches sich in einem ähnlich durchwachsenen Zustand wie der Rest der Gebäude befindet, sind sämtliche Sekretariate sowie das Erasmus Büro zu finden. Selbst hier finden sich überall Graffiti. Eine genauere Aufnahme und Analyse aller Graffiti auf dem Campus würde vermutlich mehrere Regalmeter füllen – inhaltlich allerdings vermutlich nicht besonders viel hergeben.

In unmittelbarer Nähe zu den Wohnheimen liegt die Cafeteria. Hier bekommt man nicht nur einen Kaffee, sondern es gibt auch Snacks sowie eine kleine Auswahl an warmen Speisen (Pita, Pizza etc.) zu kaufen und von der Terrasse aus hat man einen sehr schönen Blick auf die Berge. Viele Studierende treffen sich hier zum Fußball gucken oder zum Billard und Karten spielen. 


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